Verborgen in der wild-romantischen Bergwelt des Alto Garda Parks ruht hoch auf einem Felsen die Einsiedelei San Michele. Vom Gardasee aus fährt man von Limone sul Garda die SP 115 hinauf über Fucine und Vesio bis zum Dorf Voiandes, an dessem Ausgang die Via San Michele nach rechts abzweigt. Dort ist alles gut beschildert.
Die ältesten Teile der einstigen Klause reichen bis in das 9. Jahrhundert zurück, weshalb San Michele sich rühmen kann das älteste Gemäuer auf dem Gebiet Tremosines zu sein. Was heute größtenteils zu sehen ist, stammt allerdings aus dem 14. Jahrhundert, was sich aus Keramikfunden schließen lässt. Ein Priester aus Verona hatte schließlich 1679 diesen Ort zu seinem Domizil erkoren und war bis an sein Lebensende dort geblieben. Heute sind Franziskanerbrüder aus der Lombardei für die Kirche verantwortlich.
Eine niedrige Holztür öffnet dem Besucher und dem Licht den Weg ins Innere der schlichten Kapelle. In dem flachen, rückwärtigen Raum, der Apsis, hinter dem Altar hängt ein Bild, das den Erzengel Michele zeigt mit großen, sanft geschwungenen Flügeln, die den Engel wie den Besucher zu umarmen scheinen.
Die Wände sind halb naturbelassen, aus Feldsteinen aufgeschichtet, halb weiß getüncht. Die Decke wird von kräftigen, alten Holzbalken getragen und gibt dem Raum Behaglichkeit. Ein schmiedeeiserner Leuchter hängt an einem mächtigen Querbalken. Hier kann man sich gut eine Weile auf den dunklen Holzbänken nieder lassen, ausruhen und der Mystik und der Spiritualität nachhorchen, die noch heute zwischen den Mauern zu spüren ist. Wie konnte ein einzelner Mann hier sein ganzes Leben verbringen?
Am 8. Mai und am 29. September wird hier noch das Fest des Erzengel Michele gefeiert, und wer dem bunteren Treiben unten am Gardasee für eine Weile entfliehen mag, der findet in der Einsiedelei San Michele einen idealen Rückzusgsort.